FFH-Gebiet „Nördliche Teile des Teutoburger Waldes mit Intruper Berg“
NATURA 2000 Nr.: DE 3813-302
Das FFH Schutzgebiet „Nördliche Teile des Teutoburger Waldes mit Intruper Berg“ zwischen Lengerich und Lienen hat eine Fläche von 783 ha. Obwohl das Gebiet nach europäischem Recht höchsten Lebensraum- und Artenschutz genießt, sind durch Kalkabbau bisher drei riesige Löcher entstanden.
„Bei dem Gebiet handelt es sich um herausragenden Waldmeister-Buchenwald auf Kalkuntergrund mit großen, alten ehemaligen Buchenniederwäldern, naturnahem Quellbachsystem und großer Bedeutung für den landesweiten Waldbiotopverbund.“ |
Das Gebiet hat eine hohe Bedeutung für: Kammolch, Teichfledermaus, Großes Mausohr, Fransenfledermaus, Wasserfledermaus, BraunesLangohr, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Rauhhautfledermaus, Großer Abendsegler, Laubfrosch, Uhu, Schwarzspecht |
Natura 2000
Natura 2000 ist ein Netz von Schutzgebieten, das innerhalb der Europäischen Union nach den Maßgaben der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie) errichtet wird. Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.
Der Teutoburger Wald ist ein Waldkorridor, der eine tragende funktionsökologische Rolle einnimmt als Verbindungsfläche zwischen den national bedeutenden Schlüsselgebieten. Diese Korridore schaffen den „Kontakt“ zwischen diesen Schlüsselgebieten und ermöglichen so den europaweiten Waldverbund, der für den Artenschutz so wichtig ist.
Nach der FFH Richtlinie, die europäisches Recht ist, sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die gemeldeten Gebiete als besondere Schutzgebiete (BSG) endgültig und dauerhaft unter Schutz zu stellen. Dabei haben sie für einen „günstigen Erhaltungszustand“ zu sorgen.
Innerhalb dieser Gebiete sind alle geplanten Eingriffe einer strengen Verträglichkeitsprüfung nach Art. 6 der FFH-RL zu unterwerfen.
Jede weitere Ausweitung der Kalkabbauflächen erfordert eine Verträglichkeitsprüfung nach Europäischem Recht.
Warum biologische Vielfalt so wichtig istBiologische Vielfalt (Biodiversität) umfasst die Vielfalt der Arten (Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen), die Vielfalt der Lebensräume, in denen die Arten leben, sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Art. Biologische Vielfalt hat neben ihrem Wert als „Naturerbe“, essenzielle Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen. Die biologische Vielfalt nimmt eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit der Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen an geänderte Rahmenbedingungen ein (Stichwort Klimawandel). Je mehr Arten und genetische Vielfalt es in einem Lebensraum gibt, desto eher können sich Lebewesen an Veränderungen des Klimas und der Umwelt anpassen. Die Zerstörung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere richtet deshalb auch einen gesamtwirtschaftlichen ökonomischen Schaden an, der kaum zu beziffern ist. |
Das FFH Gebiet – so wichtig für uns
Naturnahe Buchenwälder erfüllen diverse Wohlfahrtsfunktionen. Ein hoher Erlebniswert und die große Attraktivität für Erholungssuchende führen zu einer Wertschöpfung durch den Tourismus und sichern nachhaltige Arbeitsplätze in der gesamten Region. Der Höhenkamm des Teutoburger Waldes nimmt hier eine bedeutende Stellung ein. Die Vermarktung von Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft sichert viele Arbeitsplätze, denn Holz ist ein nachwachsender und begehrter Rohstoff.
Intakte Buchenwälder nehmen CO² und Schadstoffe aus der Luft auf und leisten einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase. Buchenwälder besitzen darüber hinaus gute Wasserspeicherfunktionen. Deshalb spielen sie in Zeiten des globalen Klimawandels eine besondere Rolle.
Im Juni 2011 wurden fünf deutsche Buchenwaldgebiete in die Liste der UNESCO Weltnaturerbestätten aufgenommen. Damit sind diese Gebiete gleichgestellt mit der „Serengeti in Ostafrika“ und dem „Yellowstone-Nationalpark“ in den USA. Alte Buchenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Erde. Besonders bedroht sind alte, naturnahe Buchenwälder mit einer enormen Artenvielfalt. Solche Buchenwälder gibt es in Deutschland nur noch auf 0,16 Prozent der Waldfläche.
Deutschland trägt auf nationaler, europäischer und globaler Ebene besondere Verantwortung für den Erhalt von Buchenwald Ökosystemen. Deutschland liegt im Zentrum der Verbreitung des natürlichen Ökosystems „europäische Buchenwälder“.
Literaturhinweis: „Bonner Thesen zum Naturerbe Buchenwälder des Bundesamt für Naturschutz (BfN)“
Wichtige Schutzfunktionen des Teutoburger Waldes
Die Waldflächen schützen Siedlungs- und landwirtschaftliche Nutzflächen vor Kaltluft und Windschäden. Sie wirken ausgleichend auf unser Klima und bieten Schutz vor schädlichen Immissionen.
Die Waldflächen schützen Grund- und Oberflächenwasser vor Stoffeinträgen. Viele hundert Quellen entspringen im Teutoburger Wald und den Vorlandbereichen. Immissionsbelastungen der Luft werden durch den Baumbestand ausgekämmt. Die Wälder schützen Quellen und Grundwasser.
Quelle: Kalksteinabbau? Aufforderung zum intelligenten Umgang mit einem begrenzten Rohstoff. Siftung für die Natur – Ravensberg, November 1997